Ich möchte euch hier ein wenig über Schwebfliegen erzählen. Jeder hat sie sicherlich schon mal im eigenen Garten, auf dem Balkon; oder bei einem Spaziergang gesehen. Vielfach werden sie mit Bienen und Wespen verwechselt. Sie belästigen und stechen jedoch niemanden. Im Gegensatz zu manchen anderen Fliegen leben alle einheimischen Arten im Freien und verirren sich nur selten in Wohnungen. |
Systematik |
Klasse | Insekten (Insecta) |
Unterklasse | Fluginsekten (Pterygota) |
Ordnung | Zweiflügler (Diptera) |
Unterordnung | Fliegen (Brachycera) |
Familie | Schwebfliegen (Syrphidae) |
Sie kommen in etwa 4.500 Arten vor, davon mindestens 800 in Europa und über 450 in Deutschland. Ihre Größe reicht je nach Art von 4 mm bis 20 mm. Schwebfliegen kann man während der gesamten Vegetationsperiode antreffen. Die ersten überwinterten Schwebfliegen besuchen Schneeglöckchen und Huflatich, die letzten fliegen bis starke Nachtfröste die Blütenpracht zum Erlöschen bringen. |
Ausgewachsene Schwebfliegen fliegen mit hoher Flügelschlagfrequenz bis zu 300 Hertz (schwirren) und können damit längere Zeit an Ort und Stelle "schweben". ![]() ![]() Episyrphus balteatus - Hain-Schwebfliege/Winterschwebfliege ![]() Scaeva pyrastri - Spaete Grossstirnschwebfliege (Weibchen) Innerhalb der Familie der Schwebfliegen gibt es eine ganze Reihe verschiedener Arten,
entsprechend abwechslungsreich ist auch ihr Aussehen. Wie alle Zweiflügler besitzen sie
jedoch nur zwei Flügel, die Hinterflügel sind zu stummeligen Schwingkölbchen (Halteren)
umgewandelt. Kennzeichnend für die Schwebfliege ist die Scheinader (Vena spuria)
auf den Vorderflügeln. ![]() Eristalis intricaria - Hummel-Keilfleckschwebfliege (Weibchen) Der Körper kann sowohl gedrungen als auch lang und dünn sein, außerdem gibt es behaarte und unbehaarte Arten. Etliche Schwebfliegenarten haben hummel-, wespen- oder bienenähnliche Zeichnungen. Diese Mimikry täuscht den Fressfeinden der Schwebfliegen eine nicht vorhandene Gefährlichkeit vor. Im Gegensatz zu ihren Vorbildern besitzen sie jedoch keinen Stachel. Die Mundwerkzeuge der Schwebfliegen sind wie bei den meisten Fliegengruppen zu Leckwerkzeugen umgestaltet. Dabei kann der vordere Kopfbereich bei einigen Arten schnauzenartig verlängert sein, etwa bei der Art Rhingia rostrata. So ausgestattet sind Schwebfliegen sowohl in der Lage, flüssige Nahrung wie Nektar aufzunehmen als auch Pollen zu zerbeißen. ![]() Rhingia campestris - Schnauzenschwebfliege Die Larven der Schwebfliegen zeichnen sich ebenfalls dadurch aus, dass ihr Aussehen stark variiert. So gibt es Arten mit oder ohne Bedornung, mit Stummelbeinen oder einem Atemrohr (Rattenschwanzlarve bei Eristalis tenax), dieses besonders bei Arten, die in sehr feuchter Erde, in Baumsäften oder im Wasser leben. ![]() Eristalis tenax - Scheinbienen-Keilfleckschwebfliege/Mistbiene (Männchen) Die Partnerfindung verläuft bei den Schwebfliegen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit optisch. Zu diesem Zweck besitzen die Männchen der Tiere vergrößerte Facettenaugen. Diese stürzen sich in einer Art Rüttelflug auf ein ausgemachtes Weibchen und begatten es im Flug. Bei der Kleinen Mistbiene etwa dauert diese Begattung maximal fünf Sekunden. Die Männchen anderer Arten fliegen das Weibchen von einem Sitzplatz aus an, zuweilen gibt es auch regelrechte Luftkämpfe der Männchen um ein Weibchen. Die Männchen der Narzissenfliege (Merodon armipes) und einiger andere Arten besitzen speziell als Klammerbeine ausgebildete Hinterbeine, mit denen sie das Weibchen greifen und festhalten können. ![]() Merodon equestris - Narzissenschwebfliege ![]() Sphaerophoria scripta - Gemeine Stiftschwebfliege Die Eiablage erfolgt in der Nähe einer Nahrungsquelle der späteren Larven, die sehr unterschiedlich sein können (siehe oben ). Die Weibchen der Art Eristalis tenax werden beispielsweise vom Geruch von Jauche angezogen, da ihre Larven in stark verschmutzten Pfützen leben. Die Larvenzeit dauert etwa 8 bis 14 Tage, danach verpuppen sich die Larven. Bei Arten mit nur einer Jahresgeneration folgt eine Sommer- oder Winterruhe. Bei Arten mit mehreren Generationen (bis fünf) fehlt eine Sommerpause. Insgesamt lassen sich die Schwebfliegenlarven in drei ökologische Kategorien einteilen, an die sie jeweils optimal angepasst sind: 1. Die erste Gruppe besteht aus Arten, die sich von Pflanzenresten, Faulschlamm, Detritus und Pflanzensäften ernährt. In dese Gruppe gehören etwa die Larven der Chrysogaster-Arten in feuchte Erde, Rhingia-Arten und die Kleine Mistbiene (Syritta pipiens) im Kot verschiedener Säugetiere (Koprophagie) ![]() Syritta pipiens - Gemeine Keulenschwebfliege (Männchen) Microdon-, Chrysotoxum-, Mallota-, Ceriana-, Sphiximorpha-, Xylota-,
Chalcosyrphus-, Spilomyia- und Ferdinandea-Arten in feuchtem Holzmehl
oder -mulm. Die nacktschneckenartigen Microdon-Arten leben im Bereich
von Ameisenbauten, werden dort aber nicht attackiert. ![]() Temnostoma vespiforme - Wespen-Moderholzschwebfliege (Männchen) 2. Die zweite Gruppe umfasst klassische Pflanzenfresser, also Arten, die sich von frischem pflanzlichen Material ernähren. Sie sind häufig Minierer und Pflanzensaftschlürfer. In diese Gruppe gehört etwa die Narzissenfliege (Merodon armipes) und die Fichtenharzfliege (Cheilosia morio). ![]() Cheilosia caerulescens - Erzschwebfliege 3. Die dritte Gruppe umfasst räuberisch lebende Larven. ![]() Volucella pellucens - Gemeine Waldschwebfliege ![]() Dasysyrphus tricinctus - Breitband-Waldschwebfliege (Weibchen) ![]() Syrphus ribesii - Grosse Schwebfliege (Weibchen) Die Larven von Parasyrphus nigritarsis fressen die Eier und später auch die Larven spezifischer Blattkäfer. Etwa 100 Arten in Mitteleuropa sind Blattlausjäger und jagen in der Dämmerung nach ihrer Beute, die sie mit den kräftigen Mundwerkzeugen attackieren und aussaugen. Dabei frisst eine Larve bis zu 100 Blattläuse pro Tag .![]() Schwebfliegenlarve beim Verzehr einer Blattlaus Foto: Tony Pawlik (Biol.-Student/2008, Halle/Saale) ![]() Gleiche Larve nach Verpuppung Foto: Tony Pawlik (Biol.-Student/2008, Halle/Saale) |
Vielleicht noch ein Wort zu den Unterscheidungsmerkmalen. ![]() Syrphus ribesii - Grosse Schwebfliege (Männchen) ![]() Eupeodes (Metasyrphus) corollae - Gemeine Feldschwebfliege Beim Bestimmen von Schwebfliegen kann natürlich auch das Gegenteil
eintreten.
Man glaubt aufgrund der hellen oder dunklen Färbung verschiedene Arten vor sich
zu haben, obwohl es die gleiche ist. Abschließend noch ein Wort zu den Feinden der Schwebfliegen. ![]() Pyrophaena rosarum - Schwebfliege als Opfer |
Aegopodium podagraria | Giersch, Geißfuß |
Allium ursinum | Bärlauch |
Angelica sylvestris | Wald- Engelwurz |
Caltha palustris | Sumpfdotterblume |
Cirsium arvense | Ackerkratzdistel |
Crataegus laevigata | Weißdorn |
Daucus carota | Wilde Möhre |
Euphorbia cyparissias | Zypressenwolfsmilch |
Heracleum sphondylium | Wiesenbärenklau |
Knautia arvensis | Acker- Witwenblume |
Ligustrum vulgare | Liguster, Rainweide |
Mentha longifolia | Rossminze |
Origanum vulgare | Dost |
Prunus spinosa | Schwarzdorn, Schlehe |
Ranunculus repens | Kriechender Hahnenfuß |
Rubus idaeus | Himbeere |
Salix caprea | Salweide |
Tussilago farfara | Huflattich |
Weiß und Gelb ist dabei dominierend. Die Cheilosia illustrata (Bunte Erzschwebfliege) sucht z.B. fast ausschließlich den Bärenklau auf ![]() |
Weitere Fotos, die ich im Garten und Umgebung von Schwebfliegen machen konnte klick |
Quellen/Literatur
Dieser Artikel wurde inhaltlich von Dipl. Biologe Klaus Rennwald überarbeitet (Stand: 12.05.2005). Dafür nochmal meinen herzlichen Dank.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schwebfliegen Dr. Olaf Bastian 1994 - Schwebfliegen; Neue Brehm-Bücherei Band 576, Wittenberg Kurt Kormann 2002 - Schweb- u. Blasenkopffliegen Mitteleuropas, Fauna-Verlag, Nottuln |
Dazu noch einen Bericht der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft als PDF-Datei downloaden | klick |