Stylops melittae, (Kirby 1802) - Fächerflügler (Strepsiptera - Stylopidae)
bei Andrena vaga, (Panzer 1799) - Weiden-Sandbiene
|
Begonnen: 09.02.2008 - Ende: 09.03 2008
Aufnahmezeiten: zwischen 11.30 und 14.30 Uhr
Größe der Männchen: 4-5 mm (siehe Bild m54).
Lebensdauer: Ein eingesammeltes Männchen (12.30 h) lebte, trotz fürsorglicher Behandlung,
nur noch 3 Stunden. Ich weiß zwar nicht, wie alt es war, aber ich gehe davon aus, dass
es wie lt. Literatur nur wenige Stunden am Tag lebt.
Temperaturen: Bei den nachfolgend genannten Temperaturen handelt es sich um Spitzenwerte,
die zwischen 13.00 und 14.00 h erreicht wurden. |
Ort:Lotte/NRW - Nähe Osnabrück/NDS (Niedringhaussee, auch als Sundermannsee bekannt)
TK/MTB: 3613, ED50: 7° 55'O - 52° 20'N,
Nähe Osnabrück (Nds.) aber bereits NRW
|
Grafische Auswertung: klick
|
09.02.2008 14°
Der Winter war bislang sehr mild. Minusgrade traten meist nur Nachts auf. Die Nacht auf den
09.02. hatte -2°. Tagsüber herrschten seit dem 08.02.2008 plötzlich bis zu 14° bei vollem Sonnenschein (vorher nur ca. 5°). Dies reichte offensichtlich,
um die Sandbienen aus ihren Nestern zu locken. Bislang sind es ca. 200 Exemplare. Sie machen den Eindruck,
dass sie noch ziemlich planlos sind. Das meiste sind Weibchen. Kopula und Nestbau konnte ich nicht
beobachten.
Einige Aufnahmen zeigen wieder Bienen, welche stylopisiert sind (Stylops - Fächerflügler).
Von diesen Fächerflüglern (Männchen mit Flügel, Weibchen ohne Flügel an/in der Biene) tobten dort ca. 40 Stück mitten in der Kolonie direkt über den Boden herum.
10.02.2008 13°
Die Zahl der Fächerflügler hat sich verdreifacht. Heute tanzten sie wie Mücken in der Luft.
Die Männchen suchten die Bienen überall (in den Kiefern, am Boden, in den Sandhängen) auf.
Trotz der großen Anzahl von Fächerflüglern-Männchen fanden nur wenige Paarungen statt. Ein Paarungsakt
dauerte mehrere Minuten. Die Bienen machten keine Anstalten sie abzuschütteln. Die
Stylopsmännchen unterbrachen die Kopula auch dann nicht, wenn die Biene zu einem anderen Standort
flog, oder ich sie auf die Hand nahm (siehe Bilder
m31,
m32).
Die Bienen hatten 1 - 2 Stylopsweibchen bei sich. Unabhängig davon versuchten öfters mehrere
Männchen gleichzeitig zum Zug zu kommen.
Auf der Aufnahme m34a
ist zu erkennen, dass die Männchen der Fächerflügler vereinzelt
auch bei Andrena-Männchen Stylops-Weibchen zur Paarung suchen.
11.02.2008 14°
Die Zahl der Sandbienen beträgt noch ca. 100 und die der Fächerflügler ca. 50. Die Fächerflügler-Männchen haben
leichtes Spiel. Die Sandbienen sitzen fast regungslos und halbverhungert
(die Weiden blühen immer noch nicht) herum. Fast jede dritte weibliche Biene ist nun
stylopisiert. Bei den Bienenmännchen ist es aber immer noch die Ausnahme.
15.02.2008 5°
Bei Sonnenschein, aber nur 5° flogen von den ca. 200 Andrena vaga nur noch 2 Weibchen. Pollen waren an den Weibchen nicht zu sehen.
Von den Fächerflüglern keine Spur mehr.
23.02.2008 10°
Nachdem ich glaubte, dass das Kapitel Fächerflügler abgeschlossen ist, habe ich heute noch mal nachgeschaut.
Es war für die Andrena vaga ein Desaster. Auf ca. 200 A. vaga kamen ca. 600 Fächerflügler-Männchen.
Aufgrund der Temperaturen, bewegten sich alle Andrena-Weibchen wie in Zeitlupe. Die meisten waren mit Nestbau
beschäftigt. Pollen/Nesteinträge waren nicht erkennbar. Die Weiden blühen hier immer noch nicht.
Den Fächerflüglern scheinen die niedrigen Temperaturen nichts auszumachen. Sie sind wesentlich agiler, als die
Sandbienen.
Da ich in den Jahren 2005 - 2007 die A. vaga-Kolonie von der Enstehung bis zum Ende beobachtet habe,
jedoch niemals Fächerflügler-Männchen feststellen konnte, drängt sich bei
mir der Verdacht auf, dass sie nicht jedes Jahr erscheinen.
Ist aber bis auf weiteres reine Spekulation.
25.02.2008 10°
Blauer Himmel, und es trat das ein, was ich befürchtet hatte. Jetzt sind es ca. 1000 Andrena vaga.
Meist sitzen sie tatenlos in Gruppen beieinander. Einige hundert fliegen aber auch an den Sandhängen herum.
Paarungen finden nur wenige statt. Die Weibchen haben keinen Pollen bei sich, gleichwohl jetzt
einige Weiden spärlich anfangen zu blühen. Viele der neu geschlüpften A. vaga sind nicht stylopisiert. Die Fächerflügler
sind auch kaum noch vorhanden. Sie lassen die Bienen jetzt auch in Ruhe, bzw. führen keine Kopula
mehr durch.
Nomada sind nicht zu sehen.
28.02.2008 10°
Bedeckter Himmel, jede Menge offene Vaga-Nester (ca. 500). Aus einigen schauen Weibchen mit dem Kopf
heraus (ca. 200). Am fliegen waren nur wenige (ca. 10). Pollen waren an den Weibchen immer noch nicht feststellbar.
Fächerflügler sind nur sehr vereinzelt zu sehen (ca. 30). Nur in einem Fall fand noch eine Kopula
eines Stylops-Männchen an der A. vaga statt. Nomada sind immer noch nicht zu sehen.
08.03.2008 10°
In den letzten Tagen lagen die Temperaturen bei ca. 5° und Regenwetter und an einem Tag Schneefall - bei 1°
Heute, bei Sonnenschein, suchte ich die Andrena-Kolonie wieder auf. Sie ist mittlerweile komplett erwacht. Ca.
3000 A. vaga tobten herum. Auf den ersten Blick schien alles in Ordnung zu sein, allerdings sind
trotz blühender Weide, immer noch keine Pollen an den Weibchen zu sehen. Auch ca. 200 Stylopsmännchen
sind noch vorhanden.
Von N. lathburiana immer noch keine Spur.
09.03.2008 10°
Bedeckter Himmel, eisiger Wind. So gut wie keine Andrena zu sehen. Ca. 100 lagen auf dem Rücken
herum. Nur in wenigen war noch Restleben. Von Stylopsmännchen keine Spur.
Der Erscheinungszeitraum der Stylopsmännchen betrug somit ca. 4 Wochen.
Bleibt festzustellen, dass die Temperatur im Schatten gemessen nur zweitrangig ist. Die Temperatur
in der Sonne, wenn sie denn da ist, spielt für den Flugverkehr die wesentliche Rolle.
13.03.2008 10°
Bedeckter Himmel und zeitweise Sonnenschein. Einige (ca. 50 Andrena vaga-Weibchen) buddelten in
Zeitlupe Nester. Weitere ca. 200 sassen regunglos herum. Sobald die Sonne durchkam, entstand reger
Flugverkehr. Keine Kopula. An den jetzt blühenden Weiden waren gruppenweise Andrena vaga feststellbar.
Ca. die Hälfte der Andrena vaga waren stylopisiert.
Von Stylopsmännchen keine Spur.
Wie bereits letzte Woche, konnte ich am Rand der Andrena vaga-Kolonie einige Andrena clarkella
(beide Geschlechter) feststellen. Stylopsweibchen waren an ihnen nicht vorhanden.
Die ersten (3) Nomada leucophthalma (Männchen) tauchten jetzt auf. Gehören wohl zu den bereits
vorhandenen A. clarkella. Nomada lathburiana noch nicht in Sicht.
Von den vor Ort verstorbenen stylopisierten Andrena habe ich ein paar eingesammelt (Grossaufnahme). Zu Hause
dann ein paar Stylopsweibchen freigelegt. Bilder habe ich am Ende der Galerie angehängt.
Kommentar von Dr. Christian Schmid-Egger : (www.hymis.info)
"Das braune Teil ist nicht die Puppe, sondern der Cephalothorax (verschmolzener Kopf- und Brustbereich)
des Weibchens in der Biene. Die Weibchen können die Biene nicht verlassen.
Der Rest des Körpers müsste ein sackartiges, weiches Gebilde sein, welches wahrscheinlich
wie ein Organ der Biene aussieht".
Auf Bild Stylops -x- w04 habe ich das mal mit einer grünen Linie eingezeichnet.
30.03.2008 18°
Ein sonniger Tag. Durch den Temperaturanstieg zeigten sich über 3000
Exemplare. Auch abseits der Kolonie jede Menge A. vaga. Diverse Paarungen.
Immer noch kein Polleneintrag feststellbar.
Jetzt tauchten auch die ersten Nomada lathburiana (ca. 10 Männchen) auf.
Während in den letzten Tagen kein Stylopsmännchen mehr festgestellt werden konnte,
tauchte nun ein einzelnes Exemplar wieder auf.
Fazit zu den Stylopsmännchen:
- Erscheinungsdauer der Stylopsmännchen betrug 4 Wochen.
- Nach 2 Wochen waren einmal mehr Stylopsmännchen zu sehen, als Andrena vaga.
- Bei 5° waren nur die Andrena zu sehen.
- Bei 10° sind die Stylops agiler als die Andrena, wobei sie sich auf der Erde/Sand bzw.
auf Kiefern aufhielten.
- Bei 14° fangen die Stylopsmännchen wie Mücken an in der Luft zu tanzen.
- Lebensdauer beträgt wohl nur einige Stunden.
- Fortpflanzungstrieb ist sehr ausgeprägt. Mehrere Männchen versuchten gleichzeitig sich
mit ein und dem gleichen Stylopsweibchen zu paaren.
- Keine Kämpfe unter den Stylopsmännchen.
- Paarung wird auch dann fortgesetzt, wenn die Andrena zu einem anderen Standort fliegt.
- Im Durchschnitt der Sichtungstage, konnte ich feststellen, dass ca. 70% der Andrenaweibchen
und ca. 10% der Andrenamännchen jeweils 1-2 Stylopsweibchen bei sich trugen.
- Der Spitzenwert der Andrena vaga betrug ca. 3000 und die der Stylopsmännchen ca. 600.
- Wovon sie sich ernährt haben, kann ich nicht sagen. Lt.
Alois KOFLER und Christian WIESER
nehmen die männl. Fächerflügler als Imago keine Nahrung auf.
- grafische Auswertung
Lesenswerte Artikel:
Internationale Links:
|
Veröffentlichungen:
|
|